Kirchengeschichte 2
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Thema: Das Lutherbild im Spiegel von Denkmälern 1817-1917
Dr. des. Camilla Schneider
Abgeschlossen: Januar 2022

Es war Martin Luther, der in seiner Bibelübersetzung das Wort Denkmal im Sinne von ‚Erinnerungszeichen‘ in die deutsche Sprache einführte und dem 300 Jahre später als Zeichen der Erinnerung das erste bedeutende bürgerliche Denkmal in Deutschland gewidmet wurde.
Das Wittenberger Lutherdenkmal, dessen Grundstein 1817 gelegt wurde und Luther als Gelehrten zeigt, stand am Anfang von zahlreichen weiteren Personenstandbildern Luthers. Nach dem großen Reformationsdenkmal in Worms von 1868, bildeten die Standbilder, die anlässlich Luthers 400. Geburtstag 1883 errichtet wurden, den Höhepunkt des Denkmalkultes. Doch auch in den Folgejahren wurden noch vereinzelt Lutherdenkmäler errichtet, von denen das 1913 entworfene und 1917 auf der Veste Coburg errichtete Denkmal besonders hervorsticht, da es Luther als lichtbringenden Reiter darstellt.

Diese Denkmäler bilden zusammen mit den teilweise vorhandenen Einweihungsreden, die einen Einblick in die zeitgenössische Deutung der Denkmäler geben, den Gegenstand der Analyse.
Es wird angestrebt, den unmittelbaren Zusammenhang zwischen den politischen, gesellschaftlichen, kirchlichen und theologischen Begebenheiten des langen 19. Jahrhunderts und den in den Denkmälern dargestellten Lutherdeutungen aufzuzeigen.
Besonderes Augenmerk soll hierbei auf die Stilisierung Luthers zum deutschen Nationalhelden gelegt werden, welche auf dem seit den Befreiungskriegen sich steigernden, durch die Reichsgründung von 1871 sich etablierenden und bis zu Beginn des 1. Weltkriegs in Euphorie gipfelnden Nationalismus gründete.

Kontakt: camilla.schneider@campus.lmu.de

 

Thema: Die religionspädagogische Ausbildung in Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Dr. des. Catharina Koke
Abgeschlossen: Juli 2021

„Die Forderung, dass Auschwitz nicht nochmal sei, ist die allererste an der Erziehung.“ (Th. W. Adorno)

Die wichtige Rolle von Lehrkräften für die weltanschauliche Prägung von Kindern und Jugendlichen ist nicht zu unterschätzen und stellt auch gesellschaftlich einen Konsens dar. Doch wie sieht es mit Blick auf die ideologische Prägung ebendieser Lehrkräfte aus?

Angesichts zahlreicher Studien zum Religionsunterricht in Weimarer Republik und NS-Zeit widmet sich die geplante Dissertation der Ausbildungssituation der Religionslehrkräfte. Sie untersucht, in welchem Maße angehende ReligionslehrerInnen der nationalsozialistischen Ideologie ausgesetzt waren. Dabei nimmt sie in den Blick, ob und in welchem Umfang das christliche Bekenntnis dieser gegenübergestellt wurde. Der Fokus liegt dabei auf dem Spannungsfeld von nationalsozialistischer Ideologie und evangelisch-christlichem Bekenntnis.

Dafür soll die Ausbildungssituation an Universitäten, Hochschulen und Seminaren, sowie die Fortbildung durch staatliche und kirchliche Institutionen in den Blick genommen werden. Gleichzeitig werden auch Beeinflussungen von publizistischer Seite untersucht.

Die Arbeit möchte sich somit insbesondere der inhaltlichen Seite der Aus- und Weiterbildung von evangelischen Religionslehrkräften widmen. Sie betrachtet den Zeitraum der Weimarer Republik über die „Machtübernahme“ bis hin zum Kriegsende. Anhand kirchenpolitischer Entwicklungen sollen auf diese Weise Veränderungen innerhalb der ideologischen Beeinflussungen und Wechselwirkungen zwischen (Kirchen-)Politik und inhaltlicher Gestaltung der LehrerInnenausbildung festgestellt werden. Die religionspädagogische Ausbildung soll so nicht nur in der religionspädagogischen Diskussion in einen Kontext gestellt werden, sondern insbesondere mit politischen und weltanschaulichen Entwicklungen kontextualisiert werden.

Kontakt: catharina.koke@gmx.de

 

Thema: Formierung und Konsolidierung des lutherischen Bekenntnisses in Siebenbürgen

Dr. des. Frank Krauss
Abgeschlossen: Juli 2021

Im Reformationsjubiläum (2017) erschienen zahlreiche Publikationen zu diesem Themenfeld und es scheint ein Grundtenor zu sein, dass die Reformation kein deutsches, sondern ein europäisches Gesamtereignis darstellte. Dies gilt auch für die Region Siebenbürgen, in welche um den Wechsel von den 1510er zu den 1520er Jahren erste reformatorische Schriften eingeführt wurden.
Das Dissertationsprojekt widmet sich dabei der Fragestellung, welchen Einfluss das neue Medium des Buchdruckes auf die Formierung und Konsolidierung des lutherischen Bekenntnisses in Siebenbürgen hatte und wie sich diese Prozesse darin wiederfinden.
Ihre Zielsetzung ist dabei eine dreifache:
Sie erforscht erstens die institutionelle Verwendung des Buchdrucks in Bezug auf lutherisch-konfessionelle Entscheidungen. Die Dissertation zeichnet damit den Rahmen nach, in dem sich Individuen der Zeit bewegten.
Zweitens zielt sie auf die Erforschung der konfessionellen Druckgeschichte dreier zentraler Druckereien im Siebenbürgen der Frühen Neuzeit: Kronstadt, Hermannstadt und Klausenburg.
Als drittes richtet sie sich auf qualitativer Ebene auf die theologischen Lesestoffe der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen aus und eruiert darin deren theologische Bildung.
Durch diese Darstellung von Institutions-, Medien- und Theologiegeschichte wird ein Beitrag zur Ausformung des Luthertums in Siebenbürgen stattfinden, die dabei einen Prüfstein kirchengeschichtlicher Paradigmen im Heiligen Römischen Reich bietet.

Kontakt: frank.krauss@gmail.com

 


diss_büttnerThema: Johann Bader. Eine biographische Studie zum reformatorischen Netzwerk am Oberrhein
Dr. Florian Büttner
Abgeschlossen: Februar 2019

Auch die kürzliche Neuentdeckung der Kirchenordnung Johann Baders für Landau von 1534 zeigt, dass der Pfälzer Reformator (1487–1545) bisher eine zu wenig beachtete Person in der Reformationsforschung darstellte. Zwar sind mehrere Einzelbeiträge erschienen, eine zusammenhängende Darstellung ist jedoch seit Johann Gelberts „Magister J. Baderʼs Leben und Schriften“ von 1868 nicht veröffentlicht worden. Die geplante Dissertation möchte diese Leerstelle füllen.

Sie verfolgt zwei Ziele:

Zum einen soll eine biographische Studie zu Johann Baders Leben und Werk erstellt werden. Dabei werden all seine verfügbaren Schriften herangezogen, um seinen Werdegang vom Prinzenerzieher zum Reformator Landaus und seine Entwicklung als solcher darzustellen. Diese war auch durch den Austausch mit Zeitgenossen, die der Reformation nahestanden, beeinflusst.

Daher soll zum anderen auch das reformatorische Netzwerk am Oberrhein näher untersucht werden. Von Bader ist bis jetzt bekannt, dass er u.a. im Austausch mit Martin Bucer und Caspar von Schwenckfeld stand. Das beobachtete Netzwerk und die Vorgänge in demselben fungieren sowohl als Referenzpunkte für Baders Entwicklung als Reformator als auch für die Vorgänge in der Reichsstadt Landau. Bader dient bei dieser Untersuchung als Ausgangspunkt, als „Spinne im Netz“.

So werden Baders Leben und Wirken vergleichbar mit anderen Zeitgenossen, gleichzeitig werden Ähnlichkeiten mit anderen Entwicklungen, die er gekannt hat oder kennen konnte, nachgewiesen. Dies ermöglicht auch, ihn mit den Vorgängen und Personen der gesamten Reformation zu kontextualisieren.

Kontakt: buettner.florian@gmx.de

 


Hans MeiserThema: Hans Meiser – eine biographische Studie
Dr. Nora Andrea Schulze
Abgeschlossen: Juli 2019

In den jüngsten Kontroversen über den ersten Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurde einmal mehr deutlich, dass bis heute keine wissenschaftliche Biographie über Hans Meiser vorliegt. Diese Lücke soll nunmehr geschlossen werden, denn Hans Meiser bleibt auch nach dem aktuellen Paradigmenwechsel in der Beurteilung seines Verhaltens während der nationalsozialistischen Diktatur eine Person von nachhaltigem wissenschaftlichen, kirchlichen und öffentlichen Interesse. Ziel der geplanten Biographie ist eine historisch-wissenschaftliche Bewertung Hans Meisers, die von apologetischen oder diffamierenden Interessen frei ist. Die chronologisch aufgebaute Untersuchung seiner Lebensphasen – von seiner Sozialisation in Elternhaus, Schule, Universität, Militär und Kirche über seine kirchliche Karriere als Vereinsgeistlicher in Nürnberg, Pfarrer in München, Leiter des Nürnberger Predigerseminars und Oberkirchenrat in München bis hin zu seiner Amtszeit als Landesbischof in der nationalsozialistischen Diktatur und der jungen Bundesrepublik Deutschland – erfolgt nach den neuesten Standards der historischen Biographik und der Kirchlichen Zeitgeschichte, insbesondere unter Anwendung sozial- und strukturgeschichtlicher Methoden. Angesichts des zunehmenden Interesses an der kirchlichen Erinnerungskultur nach 1945 wird die Untersuchung um ein Kapitel zur Rezeptionsgeschichte ergänzt, in dem die Entwicklung von der Verehrung Hans Meisers als „furchtloser Gegner des Nationalsozialismus“ in den 1950er Jahren bis hin zur jüngst erfolgten Tilgung der Erinnerung an ihn aus dem öffentlichen Raum analysiert wird.

Kontakt: Nora.Schulze@evtheol.uni-muenchen.de

 

diss_hoenenThema: Johannes Hanselmann – Landesbischof in Bayern und Mann der Mitte? Eine biographische Untersuchung
Dr. Janning Hoenen
Abgeschlossen: Juli 2018

Johannes Hanselmann, der dritte Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (1975-1994), bezeichnete sich selbst immer als „Mann der Mitte“, der zwischen den Fronten vermitteln wollte. Diese Charakterisierung scheint in seinem Werdegang zu gründen. Hanselmann studierte in Erlangen bei Althaus und Elert, ging dann aber in die USA, um sich mit Bultmann und Heidegger zu beschäftigen (Ph.D.). Nach Vikariat und erster Pfarrstelle folgte er einem Ruf nach West-Berlin, wo er während des Höhepunktes der Studentenproteste (1966 bis 1974) als Leiter des „Hauses der Kirche“ wirkte. Nach einem Jahr als Kreisdekan in Bayreuth wurde er überraschend zum Nachfolger von Bischof Dietzfelbinger gewählt. In den Jahren seines Bischofsamts wurden in Bayern u.a. die Frauenordination eingeführt, der Nürnberger Kirchentag abgehalten, die Rosenheimer Erklärung zum Schwangerschaftsabbruch und die Position der Kirche zur atomaren Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf diskutiert. Nachdem er schon als Vizepräsident im Lutherischen Weltbund große Verantwortung übernommen hatte, wählte ihn die Vollversammlung 1987 zum Präsidenten des LWB. Über seine Amtszeit hinaus engagierte er sich im evangelisch-katholischen Dialog, der letztendlich zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre führte.

Bisher erscheint Johannes Hanselmann nur am Rande von wissenschaftlich zeitgeschichtlichen Publikationen. Ziel dieser Dissertation ist es, den Lebensweg Hanselmanns in die Entwicklung des Protestantismus in Deutschland und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern einzuzeichnen und so eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der lutherischen Kirche im 20. Jahrhundert erstmalig ausführlich biographisch zu erschließen.

Kontakt: studierendenpfarramt@augustana.de

 

 
Thema: Die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile
Dr. des. Daniel Lenski
Abgeschlossen: Juli 2018

Die Geschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) spiegelt das Schicksal vieler protestantischer Einwandererkirchen in Lateinamerika wider. Die IELCH entstand aus dem Zusammenschluss deutschsprachiger evangelischer Gemeinden, die in Chile seit dem ausgehenden 19. Jh. gegründet wurden. Blieb sie bis in die 1960er Jahre vor allem eine Kirche der Deutschstämmigen, begann im Zuge der einsetzenden sozialen und politischen Umbrüche eine stärkere Annäherung an die chilenische Bevölkerung, in der erste spanischsprachige Gemeinden entstanden. Die daraus resultierende soziale und kulturelle Heterogenität der Gesamtkirche wurde allerdings zugleich zum Ausgangspunkt zunehmender Spannungen. Als im Jahr 1973 die Regierung Allendes durch einen Militärputsch gestürzt wurde, spitzten sich die vorhandenen Differenzen zu: Während ein Teil der Gemeinden unter Führung von Propst Helmut Frenz die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen der Militärregierung kritisierte und ein institutionalisiertes soziales Engagement für politisch Verfolgte initiierte, favorisierten andere Kirchenmitglieder eine vermeintlich apolitische bzw. regierungsfreundliche Linie. Im Jahr 1975 führte dieser Konflikt zur Spaltung der Kirche. Der überwiegende Teil der deutschsprachigen Gemeinden gründete einen eigenen Kirchenverbund, die Lutherische Kirche in Chile (ILCH). Auch Interventionen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Lutherischen Weltbundes (LWB) waren zuvor ohne Erfolg geblieben.

Ziel der Dissertation ist es, die Gründe für die Kirchenspaltung anhand des sich seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich verändernden kulturellen und theologischen Selbstverständnisses des chilenischen Luthertums nachzuzeichnen. Unter Anwendung verschiedener Identitätstheorien wird dabei die Transformation einer Einwandererkirche exemplarisch sichtbar. Unter besonderer Berücksichtigung des historischen und sozio-kulturellen Kontexts werden im Anschluss insbesondere die verschiedenen kirchentheoretischen Positionen nachgezeichnet, die in dem Konflikt explizit oder implizit auftreten. An ihnen kann gezeigt werden, wie konkrete ekklesiologische und ethische Fragen innerhalb des Spannungsfeldes zwischen Religion und Politik verhandelt werden.

Kontakt: daniel.lenski(at)gmx.de



Thema: Kommunismus und Bolschewismus als Herausforderung für deutsche Protestanten (1930-1945)
Dr. Mirjam Loos
Abgeschlossen: Juli 2017

Herausgefordert zu Stellungnahmen und Positionierungen zu kommunistischen Ideen und Überzeugungen sah man sich im evangelischen Lager bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts häuften sich Publikationen und in den 1930er Jahren war eine wahre Flut an Zeitschriftenartikeln, Broschüren und Pamphleten evangelischer Autoren und Autorinnen, zu verzeichnen – besonders auch mit einem Blick in das bolschewistisch regierte Russland. Obwohl Kommunismus und Bolschewismus mehrheitlich abgelehnt wurden, ist insgesamt eine große Bandbreite an Positionen festzustellen, denn einzelne Protestanten befürworteten die Ideen einer kommunistischen Gesellschaftsordnung und versuchten diese mit christlichen Überzeugungen in Einklang zu bringen.

Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den Jahren 1930 bis 1945. Im Mittelpunkt stehen (anti-)antibolschewistische Sprach- und Argumentationsmuster, die im protestantischen Milieu verbreitet waren. Mit Hilfe sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Methoden sowie mit Untersuchungsinstrumenten aus der historischen Diskursanalyse können Wurzeln, Multiplikationswege und Wirkungen evangelischer Positionen erforscht werden. Dabei ist u a. aufschlussreich, inwiefern Denk- und Sprachmuster im Protestantismus eigenständig generiert bzw. an welchen Stellen staatlich propagierte Hetze übernommen wurde und inwieweit die Gegnerschaft zu Kommunismus und Bolschewismus im protestantischen Milieu eine erhöhte Zustimmung oder zumindest eine Duldung nationalsozialistischer Einflussnahme nach sich zog.

Kontakt: mirjam(at)loos.info

 

 

diss_scherfThema: "Evangelische Kirche und Konzentrationslager 1933 bis 1945"
Dr. Rebecca Scherf
Abgeschlossen: Januar 2017

Die Dissertation leistet einen Beitrag zu der thematisch übergreifenden Frage, wer und was zum Funktionieren der nationalsozialistischen Verbrechensmaschinerie beigetragen hat.

Dazu wird konkret die evangelische Kirche und ihr Verhältnis zum Konzentrationslagersystem als tragender Teil des NS-Terrorapparates für die Zeiträume 1933 bis 1945 untersucht.

Ab 1933 bis Kriegsende zeichnete sich die Lage der evangelischen Kirche durch innere Auseinandersetzungen und Spaltungen aus, deren Ursache vorrangig in der bejahenden bzw. verneinenden Grundhaltung gegenüber der staatlichen Einflussnahme lag. Dies bedingte, dass die evangelische Kirche nicht nur dem Lagersystem als externe Größe gegenüberstand, sondern gleichzeitig innerhalb dessen zu den Betroffenen zählte. Aufgrund dessen wird im Rahmen der Arbeit kritisch nach ihrem Verhalten bzw. Nichtverhalten zum KZ-System und dem damit eventuell ermöglichten Funktionieren des Verbrechensapparates des NS-Regimes gefragt.

Kontakt: rebecca.scherf(at)gmx.de

 


diss_gruberThema: "Die radikale Reformation im Bild – Eine Untersuchung zur Druckgrafik der Reformationszeit 1520-1555"
Dr. Christiane Gruber
Abgeschlossen: Juli 2016

Die Studie widmet sich der Darstellung der sog. radikalen Reformation in druckgrafischen Bildmedien der Reformationszeit, beispielsweise auf Einblattdrucken wie illustrierten Flugblättern und in Selbstporträts. Es wird untersucht, ob und auf welche Weise Täufergemeinden, wie das Schweizer, das Süddeutsche und das Münsteraner Täufertum, Gruppen aus den Lagern der Bauernaufstände in ihrer jeweiligen regionalen Differenzierung, Antitrinitarier und Einzelpersonen mit mystischer, chiliastischer, spiritualistischer, aber auch apokalyptisch-revolutionärer Ausprägung wie Andreas Bodenstein von Karlstadt, Melchior Hoffman, Kaspar von Schwenckfeld, Sebastian Franck, Thomas Müntzer sich im Bild ausdrückten. Welche Möglichkeiten der bildlichen Darstellung waren ihnen gegeben, welche Aspekte ihrer religiös-kirchlichen, sowie sozial-politischen Reformforderungen wurden für eine bildnerische Illustration ausgewählt und wie wurden diese Themen ikonografisch umgesetzt?

Angestrebt wird auch ein Vergleich mit der Darstellung der radikalen Reformation in Druckgrafiken durch die gegnerische Seite um Luther und Zwingli. Hier wird überprüft, inwiefern die exponierten Wittenberger und Zürcher Reformationskreise bildgestaltend auf die divergenten Positionen und abweichenden Konzeptionen im reformatorischen Lager reagierten.

Kontakt: christiane.gruber@hotmail.com

 

 
diss_pelzThema: Die 'Friedliche Revolution' auf der Kanzel. Politischer Gehalt und theologische Geschichtsdeutung in evangelischen Predigten und Andachten der deutschen Vereinigung 1989/90.
Dr. Birge-Dorothea Pelz
Abgeschlossen: März 2016

Im Rahmen der Dissertation werden Sonntagspredigten und Predigten und Gebete anlässlich der Gebets- und Fürbittandachten aus der ehemaligen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg und der ehemaligen Pommerschen Evangelischen Kirche während der friedlichen Revolution 1989/90 gesammelt und untersucht. Es wird versucht, die mannigfachen Beziehungen zwischen DDR-Staat, Kirche und Predigt exemplarisch aufzuzeigen. Für keine der beiden Landeskirchen gibt es bisher umfassende Predigtpublikationen von 1989/90. Die Suche nach Predigten ist damit eigenständiger Teil des Forschungsprojektes.

Ziel ist es, zu zeigen, welche Rolle die evangelische Kirche während der friedlichen Revolution 1989/90 einnahm. Inwiefern können kirchenpolitisch bedingte Unterschiede zwischen den Landeskirchen festgestellt werden? Wie wurden politische Ereignisse theologisch gedeutet? Was wurde an politischen Inhalten gepredigt, welche politischen Schlussforderungen gezogen? In welchem Verhältnis standen Alltagsbezüge und biblisches Wort in der Verkündigung? Und wie wurden die rasanten Ereignisse retrosperktiv beurteilt und dem eigenen Glauben inhäriert?

Aus systematisch-theologischer Sicht wird das in vielen Predigten enge Verhältnis von Geschichte und Heilsgeschichte betrachtet und auf Muster und Traditionen hin kritisch befragt. Dabei werden auch die Deutungen der friedlichen Revolution in den Jahren danach berücksichtigt anhand von norddeutschen Radioandachten und geistlichen Impulsen in Kirchenzeitungen im Zeitraum 1990 bis 2010: Welche Rolle spielt das Wendejahr in der Identität der evangelischen Kirchen in Mecklenburg und Vorpommern? Wirkt es gar identitatsstiftend?

Kontakt: tiapelz@yahoo.de

 

 
diss_LorentzenThema: Johannes Bugenhagen als Reformator der öffentlichen Fürsorge
Prof. Dr. Tim Lorentzen (CAU Kiel)
Abgeschlossen: April 2008

Die Rolle der reformatorischen Umgestaltungen im 16. Jahrhundert für die Armen- und Krankenfürsorge ist in der Forschung stets kontrovers beurteilt worden: Bedeuteten die evangelischen Kirchenordnungen einen Fortschritt gegenüber dem mittelalterlichen Almosensystem, oder hat die Rechtfertigungslehre nicht vielmehr zu einem Niedergang christlicher Nächstenhilfe geführt? Waren die neuen Bestimmungen zur Armenfürsorge sogar nur von sozialdisziplinatorischen Interessen der Obrigkeiten gelenkt, indem der polizeiliche Zugriff auf die Unterschichten verstärkt werden konnte? Demgegenüber werden neuerdings die evangelischen Spezifika solcher Bestimmungen zunehmend herausgearbeitet, so daß heute ein differenzierteres Bild von den Wohltätigkeitsbemühungen der Frühen Neuzeit zu entstehen beginnt.
Zielsetzung

Meine Studie greift diese jüngste diakoniegeschichtliche Richtung auf, indem sie Flugschriften und Kirchenordnungen Johannes Bugenhagens (1485-1558) auf ihren Stellenwert innerhalb des frühneuzeitlichen Fürsorgediskurses hin untersucht. Dabei stellt sich heraus, daß in seinen Ordnungen für Braunschweig (1528), Hamburg (1529), Lübeck (1531), Pommern (1535), Dänemark-Norwegen (1537), Schleswig-Holstein (1542), Hildesheim (1542) und Braunschweig-Wolfenbüttel (1543) ein Fürsorgekonzept zur Geltung kam, das unter ausdrücklichem Primat der christlichen Liebe stand und sich signifikant von eher polizeilich geprägten Kirchenordnungen Südwestdeutschlands unterschied. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Bugenhagens Plänen kann erstmals durch einschlägige Archivstudien nachgewiesen werden. Vor dem Hintergrund der jüngsten sozialpolitischen Agenden liegt die Aktualität solcher Forschungen auf der Hand.

Kontakt: Lorentzen@email.uni-kiel.de