Kirchengeschichte 2
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"Kirchengeschichte vor Ort": Exkursion nach Augsburg

28.01.2019

Getreu dem didaktischen Anliegen des Lehrstuhls "Kirchengeschichte II" (Prof. Dr. H. Oelke) in Ergänzung der universitären Lehrveranstaltungen auch "Kirchengeschichte vor Ort" wahrzunehmen, führten die wissenschaftlichen Mitarbeitenden Florian Büttner und Camilla Schneider mit einer Gruppe Studierender Ihrer Lehrveranstaltungen am Samstag, den 19. Januar 2019 eine reformationsgeschichtliche Exkursion nach Augsburg durch.

Exkursion nach Augsburg am 19.01.2019

Ehrfürchtig schweiften unsere Blicke über das „Paradies“ hinauf zum blauen Himmelsgewölbe. Der Ort an dem einstmals die größte evangelisch-lutherische Kirche der Stadt Augsburg gestanden hatte – in den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg fast gänzlich zerstört – war nun ein stiller Garten angelegt: statt vom Dachstuhl des Gotteshauses nun vom Himmel selbst überspannt. Heute ragt von der gewaltigen Barfüßerkirche lediglich noch der schmale Chor als schlichter hoher Raum in die Höhe. Ein Relikt des Ortes, an dem zur Zeit der Reformation die ersten Priester der Stadt verheiratet und evangelische Predigten abgehalten wurden. „Augsburg als Schauplatz der reformatorischen Auseinandersetzungen und Bekenntnisbildung.“ Dies ist der Titel der kirchengeschichtlichen Übung im WiSe2018/19 und war Grund des Besuches selbiger Seminarteilnehmer*innen am 19.01.2019 in der Stadt – gemeinsam mit den Studierenden des Proseminares „Martin Luther und die Reformation“ unter der Leitung von Florian Büttner und Camilla Schneider (Lehrstuhl Kirchengeschichte II, Prof. Oelke).

bild_exkursion_augsburg_klein

Unsere kirchengeschichtliche Reise begann in der Basilika St. Ulrich und St. Afra, dem Sinnbild der konfessionellen Parität Augsburgs mit ihrer geteilten Kirchenmauer. Selbst den Religionsfrieden 1555 schienen die beiden Gebäude widerzuspiegeln: die Religionszweiheit zwischen Altgläubigen und Lutheranern. Immer weiter ging unser Weg durch die eisige Januarkälte über den Fuggerpalais bis zur St. Anna-Kirche und Luther-Stiege, der temporären Wohnstätte des Reformators während der Verhandlungen mit Cajetan und der Weigerung seine Thesen zu widerrufen. Wohin sich unsere Augen in dieser Stadt auch bewegten, überall begegneten Schauplätze der Reformation, wurden die Textinhalte vergangener Seminareinheiten lebendig. In der Fuggerei, der ältesten Sozialsiedlung der Welt, schien der Stifter Jakob Fugger „der Reiche“ leibhaftig durch die Gassen zu wandeln und so durchstreiften auch wir Kirchenhistoriefaszinierten das geschichtsträchtige Areal – in der Spannung zwischen florierendem fuggerschem Reichtum und bitterer Bevölkerungsarmut des 15. Jh. Im Gegensatz zu der Einfachheit der „Stadt in der Stadt“, deren Wohnungen bis heute lediglich katholischen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen, bildete der Goldene Saal des Augsburger Rathauses den buchstäblich prunkvollen Abschluss der Exkursion. Zwei Reichstage waren inmitten des Renaissancesaales abgehalten worden. So beendete dieser Schauplatz den reichen Tag unserer Wanderung auf den Spuren der Reformation.

Isabel Eiselt