Prof. h.c. Dr. Carsten Nicolaisen ist am 12.04.2017 verstorben
Die Evangelisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte trauern um Prof. h.c. Dr. Carsten Nicolaisen, der am 12. April 2017 im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Insbesondere durch seine langjährige Tätigkeit im Rahmen der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft verliert die Fakultät einen prägenden Wissenschaftler der Kirchlichen Zeitgeschichtsforschung.
17.04.2017
Nach der Promotion wechselte Carsten Nicolaisen 1967 an die neugegründete Münchener Evangelische-Theologische Fakultät, wo er zunächst als Wissenschaftlicher Assistent fungierte, dann als Akademischer Rat und von 1993 bis zu seiner Pensionierung 1999 als Akademischer Direktor tätig war. Zum Ende seines aktiven Hochschuldienstes verlieh ihm seine Münchener Fakultät als Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistung den Titel eines Honorarprofessors.
Neben der Dozentur für den Lateinunterricht galt sein Hauptaugenmerk im Rahmen seiner Tätigkeit an der Fakultät vor allem der Kirchlichen Zeitgeschichtsforschung. Von 1967 bis 1999 wirkte er im Rahmen seiner Tätigkeit an der Fakultät als Leiter der Geschäfts- und Forschungsstelle der Kommission der EKD für die Geschichte des Kirchenkampfes in der nationalsozialistischen Zeit bzw. ab 1974 der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte, deren Vorsitz er 2000 bis 2003 übernahm.
Carsten Nicolaisen vereinigte in seiner Person die zwei großen Abschnitte der Kirchengeschichtsforschung nach 1945. Er hat die klassische Kirchenkampfforschung auf ein neues qualitatives Niveau gehoben. Mit den von ihm angestoßenen und maßgeblich miterarbeiteten Quelleneditionen sind Themenfelder erstmals tragfähig erschlossen worden. In Bezug auf die historisch-kritischen Editionsprinzipien hat er mit methodischer Akribie, Umsicht und Verlässlichkeit bis heute gültige Standards geschaffen. Nach der deutschen Wiedervereinigung hat er daran mitgewirkt, die westlichen und östlichen wissenschaftlichen Strömungen in der Arbeitsgemeinschaft zusammengeführen. Insbesondere durch seine guten Kontakte in den skandinavischen Raum hat er schon früh auf eine rege internationale und ökumenische Wissenschaftskooperation hingewirkt. Intensiv setzte sich Carsten Nicolaisen mit dem theoretischen Selbstverständnis seines Faches auseinander und markierte für den Fachdiskurs wichtige Akzente. Auf diese Weise hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Kirchliche Zeitgeschichte sich seit den 1990er Jahren zunehmend anschlussfähig mit den historischen und kulturhistorischen Wissenschaften entwickelte.
Er galt in seiner Fakultät und in den Gremien der Arbeitsgemeinschaft als vertrauensvoller und zuverlässiger Kollege, dessen Rat und Expertise auch von den Studierenden gesucht und geschätzt wurde. Mit Carsten Nicolaisen verlieren seine Münchener Fakultät, die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte und die fachwissenschaftliche Community einen Leuchtturm der Kirchlichen Zeitgeschichtsforschung.
Ein Abschiedsgottesdienst wird am Montag, den 24. April 2017 um 14 Uhr in der Apostelkirche Weilheim (82362 Weilheim, Münchener Str. 4) stattfinden. Eine akademische Gedenkfeier ist für 30. November 2017 in der Ludwig-Maximilians-Universität geplant.